„Wie schütze ich mich vor meinen Patienten? – Hygiene aus der Sicht des Pflegenden“

06.12.2016 | Wundnetzveranstaltung

Referent Herr Dr. Maassen

Referent Herr Dr. Maassen

Mehr als 100 Teilnehmer auf der 22. Wundnetz-Veranstaltung und ein hochbrisante Thema

Das Thema “Hygiene” auch aus der Sicht des Pflegenden zu betrachten, ist wichtig und eröffnet neben neuen Sichtweisen auch neue Handlungsmöglichkeiten. Auf anschauliche und höchst interessante Weise gelang es dem Referenten Dr. Alexander Maassen*, promovierter Biochemiker und Unternehmensgründer, die mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung für dieses Thema zu sensibilisieren.

Verschiedene Statistiken und Fakten verdeutlichen die Problematik:

  • 37 bis 63 Prozent der globalen SARS-Verdachtsfälle waren im Gesundheitswesen tätig.
  • Pfleger/innen sind die am stärksten betroffene Personengruppe.
  • Es besteht eine Wechselwirkung zwischen dem Stresslevel des Pflegepersonals und der Infektionsrate in Gesundheitseinrichtungen: Eine 30-prozentige Reduzierung des Stresslevels (Burnout) verhinderte laut einer Studie 6.239 Infektionen und sparte $ 68 Mio (Cimiotti et al. AM. J. Infect Control 2012 August).
  • Die Hauptübertragung von Keimen in Kliniken und ambulanten Einrichtungen erfolgt durch das Pflegepersonal.

Die Lösung dieses Problems sieht Maassen nicht in einem verstärkten Einsatz von Antibiotika. “Diese Geheimwaffe ist stumpf”, sagt er und verdeutlicht in einem Exkurs die erschreckend lange Überlebenszeit der Krankheitserreger im stationären und ambulanten Umfeld. Fazit:

Der einzige Weg besteht in der konsequenten Einhaltung der Hygiene.

Klartext: Kontaktvermeidung! – Kontaktminimierung!

Insbesondere die „Schutzkleidung“ diene der Risikominimierung. Maassen macht auf erschreckende Unzulänglichkeiten aufmerksam:

  • Standard-Mundschutz-Masken schützen nur den Patienten, nicht das medizinische Personal. Es muss auf die Auswahl der Masken geachtet werden!
  • Nur das korrekte An- und Ablegen der Masken stellt einen wirklichen Schutz dar!
  • Es muss hinterfragt werden, wo und wie kontaminierte Materialien entsorgt werden!
  • Wie werden die benutzten Handschuhe ausgezogen und wo entsorgt?
  • Eine sehr wichtige Frage ist auch: “Was und wen fasse ich mit den Handschuhen eigentlich unbewusst an?”
  • Wann und wie reinige und desinfiziere ich meine Hände?
  • Wie steht es um die persönliche Handpflege als Präventionsmaßnahme?
  • Welchen Gefahrenherd stellen künstliche und lackierte Fingernägel in der Pflege dar?

Am konkreten Beispiel einer keimbelasteten chronischen Wunde erläutert der Referent das richtige Vorgehen im Rahmen einer möglichst hygienischen Wundversorgung zum Schutz des Pflegenden und des Patienten. Wichtig sei hier insbesondere:

  • Kontaktvermeidung: Schutzkleidung (z.B. Einmalkittel) tragen und entsorgen, um so ein möglichst hygienische Arbeitsumgebung herzustellen.
  • Keimreduktion: Keimbindende und keimreduzierende Wundauflagen auswählen und antibakterielle Spüllösungen einsetzen.
  • Kontamination der Umgebung verhindern: Vermeidung von Aerosolen.
  • Bewusste Kontaktvermeidung: Im Arbeitsablauf das eigene Handeln hinterfragen (“Was tun meine Hände unbewusst?”)

Auch im Verlauf der anschließenden Diskussion wurde den Teilnehmern noch einmal deutlich, dass zwischen dem Wissen um die Hygiene und der tatsächlichen konsequenten Umsetzung im Alltag immer noch eine Lücke klafft, die nur im bewussten und aufmerksamen Verhalten jedes Einzelnen zu schließen ist.

Alles in Allem: Ein gelungener Veranstaltungsabend, der nachdenklich stimmt!

Download: →Präsentation von Dr. Maassen „Wie schütze ich mich vor meinen Patienten? – Hygiene aus der Sicht des Pflegenden“


*Der Referent, Dr. Alexander Maassen, hat seine berufliche Laufbahn als promovierter Biochemiker begonnen. Er selbst bezeichnet sich als „naturwissenschaftliche Promenadenmischung“. Er sagt, seine Leidenschaft liege in der Kombination von Forschung – Entwicklung – Wissensvermittlung, besonders auf dem Gebiet der Wundheilung. Viele Jahre war Dr. Maassen als Produktionsdirektor und Produktentwickler für die Firma sobion GmbH tätig. 2015 gründete er ein eigenes Unternehmen für den Vertrieb von Wundprodukten, die Firma sanaFactur GmbH.


Impressionen von der 21. Veranstaltung des Wundnetzes Kiel