Eine Zeit engagierter und intensiver Vereinsarbeit endet …
Ursächlich für – insbesondere chronische – Wunden sind häufig mehrere Faktoren, die kombiniert auftreten. Dabei bedeuten Wunden nicht nur körperliche Beschwerden, sondern zumeist auch erhebliche Einschränkungen für die Lebensqualität der Betroffenen. Das kann so weit gehen, dass Betroffene den Umgang mit anderen Personen und auch ihre Freizeitaktivitäten stark einschränken. Für eine Wundheilung oder zumindest eine Verbesserung der Wundsituation, muss Wundversorgung zwingend gemäß neuester medizinischer Erkenntnisse und aktueller Standards erfolgen. Um zudem die Belastung für Patienten, Helfer, Angehörige und das Gesundheitssystem zu begrenzen, ist eine Zusammenarbeit aller beteiligten Personen und Institutionen weit über die sektoralen Grenzen hinaus erforderlich.
Die Förderung dieser notwendigen Vernetzung und die Bekanntmachung der jeweils aktuell geltenden Standards waren die Hauptgründe für die Vereinsgründung im Jahr 2009. Frau Dr. med. Frauke Timm, Fachärztin für Allgemeinmedizin seit 2001, war eines der Gründungsmitglieder. Nach mehr als 10 Jahren intensiver Vereinsarbeit gab sie jetzt ihren Rücktritt vom Vorsitz des Wundnetz Kiel e.V. bekannt. Grund für uns, einmal nachzufragen:
Frau Dr. Timm, Sie waren beim Start des Wundnetzes Kiel mit dabei.
Wie war das damals für Sie?
Timm: Ja, das war ein großer Moment und jetzt kann ich dazu nur sagen: „10 Jahre Wundnetz, wow!!!“ Wer hätte 2009 bei der Gründungssitzung in der Cafeteria der damaligen Ostseeklinik mit diesem Erfolg gerechnet. Wir Gründungsmitglieder haben uns dort getroffen und Ideen geschmiedet, waren bei der Krankenkasse vorsprechen, hatten engagierte Ärzte in Vorstand und Beirat und dachten, mit Netzwerkbildung und Zusammenhalt könnten wir Kiel bewegen.
Das Wundnetz ist Axel Bethkes und mein “Baby”… Das liebevoll von Colin Wernicke während seiner eigenen Studienzeit entwickelte Logo, der Flyer, die Homepage… Da sind ‘ne Menge Projektarbeit und Zeit eingeflossen!
Hat sich die Arbeit gelohnt?
Konnte Kiel in zehn Jahren Wundnetzarbeit bewegt werden?
Timm: Das ist zum Teil sehr gut gelungen. Mittlerweile sind alle großen Kieler Kliniken Mitglied im Wundnetz und das Wundnetz wächst an Mitgliedern aller Professionen, die mit der Wundversorgung befasst sind. Darunter sind auch viele engagierte Einzelpersonen aus der Pflege. Die Fortbildungsveranstaltungen vom Wundnetz sind in Kiel mittlerweile zu einer festen Institution geworden und ausnahmslos gut besucht. Das allein ist ein Riesenerfolg und zeigt, wie wichtig unsere Arbeit zum Thema Wunde ist.
Gibt es auch etwas, für das Sie sich eine andere Entwicklung gewünscht hätten?
Timm: Ja, das gibt es. Wir haben immer weniger ärztliche Mitglieder. Am Anfang wollten wir ja insbesondere auch die ärztlichen Kollegen zur Mitarbeit locken. Was beim Wundzentrum Hamburg gut funktioniert, hat bei uns in Kiel auf ganzer Linie nicht geklappt. Warum auch immer… Dass sich in Kiel keine Ärzte mehr engagieren, ist für mich mit ein Grund aufzuhören.
Aber nicht der Hauptgrund…?
Timm: Nein, auf keinen Fall. Nach 10 Jahren Vereinsarbeit hat sich mein persönliches Engagement außerhalb meiner Praxistätigkeit schlichtweg in andere – auch private – Richtungen verschoben. Ich werde mir und dem Wundnetz nicht gerecht, wenn ich den Vorsitz behalte. Zudem steht auch ‘mal ein Generationswechsel mit frischen Ideen an. Ich merke, dass da im jetzigen Beirat gute Dinge heranwachsen. In meiner Praxis wird die Wundversorgung auch künftig mein persönlicher Tätigkeitsschwerpunkt bleiben.
Frau Dr. Timm, wir bedanken uns bei Ihnen für die tolle Zusammenarbeit!
Vielen Dank für das Gespräch.
Timm: Ich bedanke mich auch. Für euer Engagement und eure dauerhafte und unbeirrbare Freude an der gemeinsamen Entwicklung und Umsetzung von Projekten rund um die Wunde und im Wundnetz Kiel!
Als besonderer Dank für die langjährige engagierte Vereinsarbeit wurde Frau Dr. Timm die Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft im Wundnetz Kiel e.V. überreicht.