Der weit verbreitete Einsatz von Produkten auf Silberbasis hat dazu geführt, dass Silber in zahlreichen Umgebungen – auch im Gesundheitswesen – vorkommt. Dies hat das Risiko der Entwicklung von Silberresistenzen bei Bakterien erhöht. Mark G. Rippon und Alan A. Rogers, Wissenschaftler aus Großbritannien, haben bereits vorhandene Literatur gesichtet und Studien zusammengefasst, die das sich schnell entwickelnde Problem der Silberresistenz bei Mikroorganismen (einschließlich Wundbakterien) behandeln. Ziel ihres Reviews war, den aktuellen Stand der antimikrobiellen Resistenz (AMR) gegen Silber, insbesondere im Hinblick auf Wundbehandlungserreger, zu ermitteln und die Auswirkungen dieser Erkenntnisse auf aktuelle und zukünftige Behandlungsmöglichkeiten zu diskutieren.
Insgesamt wurden 105 Artikel in die Überprüfung einbezogen, was darauf hindeutet, dass Silberresistenz ein zunehmendes Thema in der Wundversorgung ist, insbesondere bei aus Wunden stammenden Mikroorganismen. Die Sichtung der Studien identifizierte auch mehrere Alternativen zu Therapien auf Silberbasis, darunter solche, die die physikalischen Eigenschaften von Wundverbänden anstelle chemischer antimikrobieller Wirkstoffe nutzen.
Obwohl Silber ein wichtiges Mittel zur Behandlung von Wundinfektionen ist, sollte seine Verwendung mit Vorsicht erfolgen, und die Entwicklung neuer antimikrobieller Wirkstoffe mit alternativen Wirkmechanismen sollte vorangetrieben werden. Um sicherzustellen, dass in Zukunft wirksame antimikrobielle Therapien für die Wundversorgung zur Verfügung stehen, sollten weitere Studien durchgeführt werden, um das Verständnis der Silberresistenz zu verbessern und um antimikrobielle Wirkstoffe und Behandlungen zu entwickeln, die die Resistenzentwicklung minimieren, lautet eine Empfehlung von Rippon und Rogers.
Der umfangreiche Einsatz silberbasierter Produkte hat zudem auch zur Freisetzung und Anreicherung von Silber in Flüssen, Böden und anderen Umgebungen geführt. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Bakterien Resistenzen gegen Silber entwickeln.
Silber in der Wundversorgung
Antimikrobielle Wundauflagen werden aufgrund ihrer breitbandigen antimikrobiellen Eigenschaften häufig in der Wundversorgung eingesetzt. Unter diesen ist Silber aufgrund seiner Wirksamkeit bei der Bekämpfung von Infektionen und der Verhinderung der Biofilmbildung seit über zwei Jahrzehnten die erste Wahl.
Silber kann in der Wundversorgung in verschiedenen Formen verwendet werden, darunter als Silbernitrat (ein Silbersalz), Silbersulfadiazin (eine Creme mit Silbernitrat und Sulfadiazin) und Silbernanopartikel (AgNPs) (einschließlich nanokristallinem Silber). Es wurden auch mehrere silberimprägnierte Wundauflagen entwickelt, die die Wunde mit Silber versorgen. Die Rolle von AgNPs als antimikrobielles Mittel hat aufgrund ihrer einzigartigen physikochemischen Eigenschaften, die sich aus den nanoskaligen Abmessungen dieser Partikel ergeben, große Aufmerksamkeit erlangt. Das positiv geladene Silberion (Ag+) ist die vorherrschende Form von Silber mit antimikrobieller Aktivität und zielt auf Mikroorganismen über mehrere unterschiedliche Wirkweisen ab. AgNPs können jedoch eine direkte antimikrobielle Aktivität aufweisen, indem sie beispielsweise mit bakteriellen Zellwänden interagieren.
Silberresistenz im Zusammenhang mit der Wundversorgung
Der übermäßige Einsatz von Silber (Silberionen und Nanopartikeln) in handelsüblichen Gesundheitsprodukten, einschließlich Wundauflagen, stellt aufgrund der möglichen Selektion toleranter oder resistenter Bakterien ein zunehmendes potenzielles Gesundheitsrisiko dar. Dies widerspricht der einst weit verbreiteten Annahme, dass Bakterien keine Resistenz gegen Silber entwickeln könnten. Silberresistenz ist ein wichtiges Thema für medizinisches Fachpersonal.
Silberresistenz ist zu einem zunehmend kritischen Forschungsgebiet geworden. Jüngste Forschungsergebnisse heben das Auftreten silberresistenter Bakterien hervor. Studien in klinischen Umgebungen haben gezeigt, dass klinische Isolate Silberresistenz aufweisen. Diese Resistenz könnte die derzeitige Wundversorgungspraxis und die Wirksamkeit silberhaltiger Medizinprodukte, einschließlich Wundauflagen aus Silber, erheblich beeinträchtigen. Laboranalysen haben zudem gezeigt, dass einige silberimprägnierte Auflagen gegen resistente Stämme weniger wirksam sind. Dies legt die Notwendigkeit einer sorgfältigen Überwachung und eines umsichtigen Einsatzes silberbasierter Behandlungen nahe.
Das Problem der Silberresistenz steht im Einklang mit allgemeineren Bedenken hinsichtlich AMR. Krankheitserreger wie E. coli, S. aureus, A. baumannii und P. aeruginosa weisen unterschiedliche Grade der Silberresistenz auf. Diese Mikroorganismen gehören zu einer Gruppe wichtiger Krankheitserreger, die zusammen als ESKAPE-Erreger bezeichnet werden und maßgeblich zu Krankenhausinfektionen und Arzneimittelresistenzen beitragen.
Auswirkungen der Silberresistenz in der Wundversorgung
Die Auswirkungen dieser Resistenz sind ernst, da Silber im Gesundheitswesen sowie im Haushalt und in der Landwirtschaft weit verbreitet ist. Darüber hinaus, und das ist wichtig, werden Silberbehandlungen häufig und mit großem Erfolg zur Vorbeugung/Behandlung von Wundinfektionen in Form von Verbänden, Spül-/Instillationslösungen und Gelen etc. eingesetzt, wobei zunächst eine zweiwöchige Behandlungsempfehlung gefolgt von einer Neubewertung des Managements empfohlen wird. Mehrere Autoren haben jedoch beschrieben, dass Wundpathogene Resistenzen entwickeln und daher im Falle einer Infektion schwer zu behandeln sind.
Letztendlich führt diese Resistenzentwicklung dazu, dass die Wirksamkeit dieser Behandlungen abnimmt und den Ärzten weniger Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Obwohl Silber in der Wundversorgung weiterhin ein wertvolles Mittel ist, sollte sein Einsatz daher vorsichtig erfolgen und von der kontinuierlichen Erforschung von Resistenzmechanismen und alternativen Behandlungsmethoden begleitet werden. Auch die Entwicklung neuer antimikrobieller Wirkstoffe, die auf chemischen Mechanismen beruhen (z. B. Wismut), kann zur Resistenzentwicklung führen. Ein Fokus auf einen auf physikalischen Mechanismen basierenden Ansatz zur antimikrobiellen Wirkung kann chemische Resistenzmechanismen in Zukunft vermeiden.
Die Kombination antimikrobieller Wirkstoffe mit einem gezielten und nachhaltigen Ansatz könnte dazu beitragen, die mit Resistenzen verbundenen Risiken zu mindern und eine wirksame Wundbehandlung zu gewährleisten. Aufgrund der weit verbreiteten Entwicklung von Silberresistenzen sollte die Resistenzüberwachung Teil der AMS-Praxis sein.
Darüber hinaus ist es unerlässlich, alternative Behandlungen zu Antibiotika und einigen Antiseptika (z. B. Silber) zu identifizieren und als Alternativen einzusetzen. Diese Alternativen sollten über eine gute In-vitro- und In-vivo-/klinische Evidenzbasis verfügen, die Heilung nicht beeinträchtigen und kostengünstig sein. Darüber hinaus ist es wichtig, neue antimikrobielle Wirkstoffe zu identifizieren, die keine Resistenzen verursachen, aber gleichzeitig eine breite antimikrobielle Wirkung aufweisen. DACC, dessen Wirkung auf einem physikalischen Mechanismus beruht und nicht zur Entwicklung von Resistenzen führt, ist ein Beispiel für einen antimikrobiellen Wirkstoff in Wundverbänden, der heute einen Weg zu einer effektiven antimikrobiellen Wirkung ohne Resistenzen bietet.
Hier geht es zum kompletten Text (engl. | PDF) →
Übersetzter Auszug aus Mark G Rippon, Alan A Rogers: “Development of silver resistance: A focus on wound care”, in: Wounds International, 03.07.2025