Am 5. März 2025 verwandelte sich das Maritim Hotel Bellevue in Kiel in ein Zentrum für Fachwissen, Austausch und Innovation: Zum zwölften Mal kamen über 300 Expertinnen und Experten aus Pflege, Medizin, Forschung und Industrie zum Kieler Wundsymposium zusammen – und widmeten sich in diesem Jahr einem hochaktuellen Thema: „Zu viel Wasser…?“

Eröffnung mit Weitblick

Mit herzlichen Worten eröffneten Dr. Markus Siggelkow und Birte Weiß das Symposium und lenkten den Blick direkt auf die komplexen Ursachen und Herausforderungen rund um das Thema Ödeme in der Wundversorgung. Dr. Siggelkow betonte: „Das Management von Flüssigkeit ist eine große Herausforderung für Wundtherapeuten und Wundauflagen.“ Ödeme – ob kardial, nephrologisch oder lymphatisch bedingt – seien nicht nur Begleiterscheinungen, sondern oft Mitverursacher chronischer Wunden. Der Dialog zwischen Berufsgruppen sei dabei entscheidend – denn: Effektive Wundversorgung ist Teamarbeit.

Wissenschaftlich fundiert, praxisnah vermittelt

Die inhaltliche Tiefe des Symposiums offenbarte sich in einer beeindruckend facettenreichen Vortragsreihe:

  • Christoph zur Mühlen eröffnete mit einem differenzierten Blick auf Lipödeme, Lymphödeme und posttraumatische Schwellungen – von der Anatomie des Lymphsystems bis hin zu konkreten Behandlungsstrategien. Sein Fazit: „Nachhaltiger Therapieerfolg erfordert interdisziplinäres Denken und tiefes pathophysiologisches Verständnis.“
  • Dr. med. Merit Kaeding beleuchtete die oft unterschätzte Stauungsdermatitis als Vorläufer chronischer Wunden. Anschaulich zeigte sie auf, wie entzündliche Hautveränderungen bis hin zur Ulzeration entstehen – und welche phasenangepassten Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen.
  • Aus kardiologischer Sicht widmete sich Prof. Dr. Kai Mortensen dem Symptom der Beinödeme bei Herzinsuffizienz. Seine klare diagnostische Herangehensweise und Ausblick auf moderne Therapien machten den Vortrag besonders relevant für die Praxis.
  • Alina Bühring brachte mit ihrem Beitrag zur Ernährungstherapie bei Eiweißmangel- und Lipödemen ein wichtiges Querschnittsthema ein. „Ernährung ist nicht alles – aber ohne Ernährung ist alles nichts,“ so ihr eindringliches Resümee.
  • Christian Byner appellierte für mehr Bewegung in der Therapie: Mit dem Konzept der „Bewegten Entstauung“ stellte er die KPE (Komplexe Physikalische Entstauungstherapie) in den Fokus und unterstrich die Rolle aktiver Übungen für langfristigen Therapieerfolg.
  • Dr. Gunnar Riepe brachte in seinem Vortrag altbewährte Methoden in den Fokus und erinnerte daran, dass „klassische“ Versorgungsformen auch heute noch ihren festen Platz haben. Mit besonderem Schwerpunkt widmete er sich dem Einsatz des Zinkleimverbandes in der Behandlung chronischer Wunden – eine oft unterschätzte, dabei jedoch wirkungsvolle Maßnahme. In seiner erfrischenden und praxisnahen Art demonstrierte Dr. Riepe auch die Anwendungsmöglichkeiten nach Unter- und Oberschenkelamputationen, was bei den Teilnehmenden auf großes Interesse stieß.

Struktur & Politik – Die Systemebene im Blick

Sven Peetz, Referatsleiter Pflege beim vdek, lieferte einen strukturellen Blick auf die Entwicklungen in der spezialisierten Wundversorgung. Er thematisierte Vertragsbedingungen, Qualifikationen und Vergütungssituationen – und machte deutlich: Für eine flächendeckende Versorgung braucht es Mut zur Veränderung und politisches Engagement.

Pflege mit allen Sinnen

Ein besonderes Highlight war der Vortrag von Anja Kuntz, Pflegetherapeutin Wunde (ICW e.V.), die in ihrer Präsentation fachliche Innovation mit Empathie verband. „Pflege ist mehr als Technik – sie ist Beziehung, Nähe und Wahrnehmung.“

Spezialwissen: Lymphfisteln & Unterdrucktherapie

In seinem Vortrag befasste sich Dr. Markus Siggelkow mit der Versorgung von Lymphfisteln – einer seltenen, aber klinisch relevanten Komplikation nach operativen Eingriffen. Die Therapieansätze reichten von konservativ bis chirurgisch – stets unter dem Aspekt eines effizienten Flüssigkeitsmanagements.

Frau Bartels beendete das Fachprogramm mit einem eindrucksvollen Beitrag zur Unterdrucktherapie (NPWT) – einer Technik, die sowohl in stationären als auch in ambulanten Settings die Versorgung komplexer Wunden revolutioniert. Fallbeispiele und Marktübersichten machten ihren Vortrag besonders anschaulich.

Austausch und Industrieausstellung

Abseits der Vortragsräume bot das Symposium ein angenehmes Rahmenprogramm. In den Kaffeepausen und der Mittagspause kamen die Teilnehmenden bei liebevoll vorbereiteten Speisen ins Gespräch – mit Kollegen und Kolleginnen ebenso wie mit Vertretern und Vertreterinnen der Industrie.

Ein besonderes Highlight war die begleitende Industrieausstellung, bei der sich führende Unternehmen präsentierten. Hier konnten neue Produkte ausprobiert, praxisrelevante Fragen geklärt und wertvolle Kontakte geknüpft werden.

Fazit: Vernetzt, bewegt, inspiriert

Das 12. Kieler Wundsymposium bewies einmal mehr: Moderne Wundversorgung lebt vom interdisziplinären Austausch, fachlicher Tiefe und menschlicher Nähe. Mit neuen Impulsen im Gepäck und gestärkten Netzwerken im Rücken blicken viele Teilnehmende nun motiviert in die Praxis – und freuen sich schon jetzt auf das nächste Symposium an der Förde, das im Jahr 2027 stattfinden wird.

Dieses Symposium hat eindrucksvoll gezeigt, dass Deutschland in der Wundversorgung nicht nur medizinische Kompetenz, sondern auch Herz, Innovationskraft und Zusammenhalt lebt. Gemeinsam – von der Küste bis zu den Alpen – gestalten wir die Zukunft der Pflege und Medizin zum Wohle aller Patienten und Patientinnen.

Impressionen