Mit der gut besuchten 31. Wundnetzveranstaltung am 6. November 2019 im Kieler Atlantic-Hotel haben wir ein Augenmerk auf den Zusammenhang zwischen Ernährung und Wundheilung gelegt. Referent zu diesem wichtigen Thema war Prof. Dr. med. Dominik Schulte, Oberarzt im Team “Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährungsmedizin” am UKSH in Kiel. Wir danken dem Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie, Ernährungsmediziner und Lipidologe (DGFF) an dieser Stelle, dass er uns sein Expertenwissen in einem interaktiven, inhaltsreichen und amüsant gestalteten Vortrag zur Verfügung gestellt hat.

Grundlagen der Ernährungsmedizin – Mangelernährung

Schulte wies darauf hin, dass sowohl Unter- als auch Mangelernährung in deutschen Krankenhäusern ein zunehmend häufiger auftretendes Problem darstellen. Die daraus resultierenden klinischen und auch die budgetären Folgen seien wissenschaftlich signifikant und hinreichend belegt. Morbidität, Letalität, Therapietoleranz, Komplikationsraten und nicht zuletzt auch die Lebensqualität der Patient*inn*en würden durch Mangelernährung deutlich verschlechtert. In diesem Zusammenhang zeige sich auch ein vermehrtes Auftreten von Wundheilungsstörungen und Dekubitus, insbesondere bei alten und pflegebedürftigen Menschen, die sich nur sehr wenig eigenständig bewegen können.

Ursachen und Folgen der Mangelernährung

Die Ursachen der Mangelernährung können neben gastrointestinalen Störungen auch aus psychosozialen Belastungen, Schmerzen und anderen Gesundheits- und Lebensumständen resultieren. Die Folgen bedingen sich teils gegenseitig und setzen eine Spirale nach unten in Gang.

Infografik der Zusammenhänge

Auszug aus der Präsentation von Prof. Dr. med. Dominik Schulte. ©Schulte

Ernährung und Wunden

Nach einem Exkurs in die Grundlagen des Heilungsprozesses von Wunden, sprach Schulte das Thema Ernährung vor dem Hintergrund der verschiedenen Nähr- und Mikronährstoffe an. Dabei ging es nicht nur darum, in welchen Lebensmitteln was in welcher Menge drin ist, sondern insbesondere auch um den Mehrbedarf an Energie und den Eiweißbedarf „verwundeter“ Patient*inn*en.

„Wunde, das Gesicht des Ernährungszustandes?“

Die Erfassung des Ernährungszustands sei insofern präventiv, peri-interventionell und therapeutisch als wichtiges Instrument anzusehen. Ernährung und gezielte Ernährungsintervention sind integraler Bestandteil ärztlicher Therapie und Prävention und dienen somit nicht primär dem Stillen eines Grundbedürfnisses, so Schulte weiter.

Mikronährstoffe sollten in der Mangelsituation frühzeitig und ausreichend ergänzt werden. Supportive Verabreichung von Trink- bzw. Zusatznahrung oder auch Sondenkost über ein enterales Ernährungssystem verbessere signifikant Letalität und Morbidität sowie auch die Komplikationsrate, die Krankenhausverweildauer und die Lebensqualität. Dabei bedürfe die künstliche Ernährung neben einer medizinischen und immer auch einer ethischen Indikation. Nach individueller Abwägung sollte sie dann aber bei infrage kommenden Patienten frühzeitig erwogen und durchgeführt werden, wenn Patienten absehbar über 2 bis 3 Wochen nicht ausreichend Nahrung zu sich nehmen können und die im Stufenschema beschriebenen Maßnahmen keinen Erfolg gebracht haben.

Infografik

Auszug aus der Präsentation von Prof. Dr. med. Dominik Schulte. ©Schulte

Leseempfehlung zum Thema: https://www.cme-kurs.de/cdn2/pdf/Wundheilung-Ernaehrung.pdf

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Weitere Tagesordungspunkte

Bericht aus der Mitgliederversammlung des Wundnetz Kiel

Das Ausscheiden von Frau Dr. Frauke Timm aus dem Vorstand wurde mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Das Engagement sowie die Zeit, die Frau Dr. Timm im letzten Jahrzehnt dem Wundnetz gewidmet hat, sind Fußstapfen, die schwer zu füllen sind. Mit Dr. Markus Siggelkow wurde ein würdiger Nachfolger gewählt. Siggelkow ist Leiter des Gefäßzentrums Rendsburg an der dortigen imland Klinik. Seine weiteren Eckdaten: Facharzt für Gefäßchirurgie, Facharzt für Chirurgie, Endovaskulärer Spezialist, Endovaskulärer Chirurg, Notfallmedizin, Leitender Notarzt sowie auch Vorstand der Vereinigung Norddeutscher Gefäßmediziner (NGM e.V.).

Standards und Termine

Wie üblich gab Axel Bethke abschließend noch einen Überblick über neue Standards auf der Wundnetz-Website und einen Ausblick auf kommende Veranstaltungen und Termine.