Etwa 800.000 Menschen in Deutschland leiden unter chronischen Wunden, meist an den Unterschenkeln. Aufgrund der Vielzahl möglicher Ursachen müssen Ulcus cruris immer differenzialdiagnostisch abgeklärt werden. Durch eine grundlegende Gefäßdiagnostik inklusive klinischer Untersuchung, Abtasten der Fußpulse, Messung des Knöchel-Arm-Index (ABI) und Duplexsonographie können die häufigsten Ursachen wie chronisch-venöse Insuffizienz (CVI) und periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) erkannt werden Zusammen machen sie etwa 80 % aller Ursachen für chronische Beingeschwüre aus. Allerdings werden in der Primärversorgung selbst diese grundlegenden Untersuchungen nicht ausreichend durchgeführt. 

Insbesondere in spezialisierten Wundzentren kann der Anteil seltener Ursachen chronischer Ulzera deutlich erhöht sein, was eine ergänzende Diagnostik ergänzend zu den Basisuntersuchungen erforderlich macht. Zu diesen „atypischen“ Wunden zählen Geschwüre, die durch entzündliche Erkrankungen, ulzerierte Neoplasien, Infektionen, hämatologische Störungen oder okklusive Vaskulopathien verursacht werden. 

Der Begriff der okkludierenden Vaskulopathien

Der Begriff der okkludierenden (“verschließenden”) Vaskulopathien umfasst eine Vielzahl verschiedener Krankheitsbilder. Diese äußern sich häufig als Hautgeschwüre und sollten bei der Differentialdiagnose von Ulcus cruris in Betracht gezogen werden. Der Begriff „okklusive Vaskulopathien“ umfasst pathophysiologisch verwandte Entitäten, denen ein struktureller oder thrombotischer Verschluss kleiner Hautgefäße gemeinsam ist. 

Ein in der Online-Library vorab veröffentlichter Artikel konzentriert sich auf die Livedvaskulopathie mit und ohne Antiphospholipid-Syndrom und Calciphylaxie mit Abgrenzung zum hypertonen Ulcus cruris als eine der relevantesten Differenzialdiagnosen des Ulcus cruris. Unter den Begriff fallen auch Gefäßverschlüsse, etwa durch Oxalatembolie oder Cholesterinembolie, sowie die septische Vaskulopathie. Dies führt häufig zu einer akralen Ulzeration, stellt keine Differenzialdiagnose zum klassischen Unterschenkelgeschwür dar und wird daher imm Artikel nicht besprochen.

Bei Vorliegen der typischen Livedo racemosa oder (nicht entzündlichen) retiformen Purpura als Zeichen einer verminderten Hautdurchblutung im Wundbereich kann eine okklusive Vaskulopathie vermutet werden. Entzündliche Dermatosen, insbesondere Vaskulitiden, müssen abgegrenzt werden. Dies wird durch die histopathologische Untersuchung einer zum geeigneten Zeitpunkt entnommenen Gewebeprobe ausreichender Größe und Tiefe erreicht. Darüber hinaus können spezifische Laborparameter, insbesondere Gerinnungsparameter, die Diagnose unterstützen.

Der sehr umfangreiche, mit Tabellen und Bildern versehene Beitrag von Moritz Ronicke, Carola Berking und Cornelia Erfurt-Berge steht vor Veröffentlichung im Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (JDDG) zum Download unter der Lizenz CC BY-NC 4.0 zur Verfügung bei: https://doi.org/10.1111/ddg.15276.