Keramische Wundauflagen sind nicht zuletzt auch deshalb interessant, weil sie frei von aktiven antimikrobiellen und pharmazeutischen Wirkstoffen sind. Sie nutzen allein physikalische Bindungsmechanismen für ihre Absorptionskapazitäten und bakterienbindenden Eigenschaften. Dank ihrer mikroporösen Keramik haben diese Wundauflagen eine starke kapillare Saugkraft und können dadurch große Mengen an Exsudat aufnehmen. Keramische Wundauflagen sind bereits seit mehreren Jahren im Handel erhältlich. Studien rund um Wirksamkeit und Nutzen gibt es allerdings kaum.

Welche Studien zur Wirksamkeit gibt es?

Pilot-Studie “Keramikverbände – eine neue nicht-pharmakologische Therapieoption in der Behandlung chronischer Wunden?”

Ziel der Pilot-Studie “Keramikverbände – eine neue nicht-pharmakologische Therapieoption in der Behandlung chronischer Wunden?” [1] war es, die Wundheilung, die bakterielle Retention und die diagnostischen Eigenschaften von Keramikverbänden bei Patienten mit stagnierenden chronischen Wunden zu bewerten. Vor dem Hintergrund von nur 20 an der Studie teilnehmenden Personen (mittleres Alter 64,6 Jahre, 8 Frauen), die an im Mittel ein Jahr konservativ behandelten, lokal infizierten Wunden der unteren Extremitäten litten, kann der Nutzen keramischer Wundauflagen nicht wirklich abschließend beurteilt werden. Dennoch gibt es Hinweise, die einen deutlichen Nutzen vermuten lassen.

    Während der Behandlung mit keramischen Wundauflagen wurden Wundgrößenmessungen, Wundbewertungen, Messungen der Wundexsudatmenge, Wundabstriche und Ultraschallbehandlungen des Keramikverbands (Ultraschall mit niedriger Intensität) durchgeführt. Die Ultraschallflüssigkeit des entfernten Keramikverbands wurde zur Analyse der Bakterienretention verwendet und mit Wundabstrichen verglichen.

    Nach der 4-wöchigen Behandlung wurde eine signifikante Verringerung der medianen Wundgröße von 1178 mm2 (Bereich 104–6300) auf 751,5 mm2 (Bereich 16–4819) und bessere Gesamtwundenwerte beobachtet (p < 0,001). Die Sensitivität der Bakterienerkennung betrug 90,7 % in der Ultraschallflüssigkeit der Keramikverbände, während sie bei den herkömmlichen Wundtupfern nur 76,9 % betrug.

    Schlussfolgerung der Wissenschaftler:

    “Der neue Keramikverband scheint einen positiven Einfluss auf die Wundheilung bei chronischen Wunden zu haben. Die bakterienbindenden Eigenschaften des untersuchten Keramikverbands in Kombination mit seinen Debridement-, Absorptions- und Entgiftungseigenschaften könnten zu seinen Heilungsfähigkeiten beitragen. Basierend auf diesen Ergebnissen scheint der untersuchte Keramikverband eine vielversprechende neue Behandlungsoption für chronische Wunden ohne den Einsatz aktiver antimikrobieller oder pharmakologischer Wirkstoffe zu sein. Darüber hinaus können Keramikverbände auch für mikrobiologische Diagnostikzwecke in Betracht gezogen werden.”

    Fallstudie “Evidenz der Wirksamkeit einer keramischen Wundauflage bei chronischen Wunden mittels Fluoreszenzbildgebung: eine Pilot-Fallserie”

    Im Rahmen der bereits 2019 vorangegangenen kleinen Studie “Evidenz der Wirksamkeit einer keramischen Wundauflage bei chronischen Wunden mittels Fluoreszenzbildgebung: eine Pilot-Fallserie” [2] wurden sechs Patienten mit einer keramischen Wundauflage behandelt und die Keimbelastung in den Wunden über einen Zeitraum von bis zu 14 Tagen mittels eines FI-Handgerätes dokumentiert. Bei insgesamt 4 Patienten lag ein Ulcus cruris vor, wobei es sich in 3 Fällen um ein Ulcus cruris venosum handelte und in einem Fall um ein Ulcus cruris mixtum. Ein Patient hatte eine schwere Pilzinfektion am Fuß, ein weiterer Patient litt an einem Dekubitus nach Amputation des Unterschenkels.

    Insgesamt konnte bei 5 Patienten bereits nach 2-3 Tagen eine Reduktion der Bakterienlast verzeichnet werden. Bei sämtlichen Wunden waren nach 5 bis maximal 14 Behandlungstagen (im Median 7 Tage) wenige (2 Patienten) bis keine Bakterien (4 Patienten) in den Wunden oder der Wundumgebung mittels FI mehr nachweisbar.

    Die in beiden Studien verwendeten CERDAK™-Keramikverbände bestehen aus Zellstoffsäckchen, die mit biokeramischem Granulat mit einem Durchmesser von 0,2 – 1,0 mm gefüllt und in einem sterilen Beutel versiegelt sind. Die glänzende und nicht klebende Seite des Beutels hat direkten Kontakt mit dem Wundbett. Das kugelförmige mikroporöse Keramikgranulat ist locker gepackt, so dass Luft ungehindert an die Wunde gelangen kann.


    [1] Hecker A, Watzinger N, Pignet AL, Michelitsch B, Kotzbeck P, Kamolz LP. Ceramic Dressings-A New Non-Pharmacological Therapeutic Option in the Management of Chronic Wounds? J Pers Med. 2024 May 8;14(5):498. doi: 10.3390/jpm14050498. PMID: 38793080; PMCID: PMC11122284. Siehe: https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11122284/

    [2] R. Strohal, G. Hämmerle: “Evidenz der Wirksamkeit einer keramischen Wundauflage bei chronischen Wunden mittels Fluoreszenzbildgebung: eine Pilot-Fallserie”. siehe: https://www.micromedical.de/wp-content/uploads/2023/12/Cerdak_-pilotstudie-fallserie-feldkrich_bregenz-2021.pdf