“In der akademischen Ausbildung zum Physician Assistant wird den Studierenden umfangreiches Wissen vermittelt, um Ärzt:innen bei ihrer Arbeit zu unterstützen, aber auch um komplexe Aufgaben in der Gesundheitsversorgung durchzuführen. So können Absolvent:innen z.B. Wundversorgung und -verschlüsse vornehmen oder auch orientierende Ultraschalluntersuchungen, als delegierte ärztliche Leistungen, durchführen.”

so heißt es in einer Pressemitteilung der SRH Hochschule für Gesundheit in Gera, 16.08.2022, via idw-online.de

Doch was ist dran an diesem Studium? Reicht das um ein Wundexperte zu werden? Wir haben uns für Sie und euch im Internet umgesehen.

Was ist ein Physician Assistant?

Der Physician Assistant (“Arztassistent:in”) ist ein noch relativ junger akademischer Ausbildungsberuf. Der erste Studiengang zum Gesundheitsfachberuf des Physician Assistant wurde in Deutschland 2005 angeboten. In anderen Ländern, so z.B. in den USA, Großbritannien und den Niederlanden, übernehmen Physician Assistants demgegenüber schon länger Aufgaben der medizinischen Versorgung.

Physician Assistants können an Kliniken, in Praxen, medizinischen Versorgungszentren und anderen Einrichtungen zum Einsatz kommen. In der Hierarchie sind sie immer dem Arzt/ der Ärztin unterstellt und handeln auf deren Anweisung.

Zugangsvoraussetzung zum Studium ist eine abgeschlossene dreijährige Ausbildung in einem Gesundheitsfachberuf. Zudem müssen zumeist mindestens zwei Jahre patientennahe Berufserfahrung nachgewiesen werden sowie eine Hochschul- bzw. Fachhochschulreife. An einigen Hochschulen reicht auch ein Realschulabschluss mit Nachweis dreijähriger Berufserfahrung.

Das Studium dauert je nach Hochschule sechs bis acht Semester. Abschließend wird der Grad des “Bachelor of Science (B.Sc.)” verliehen. Die Hochschulen sollen neben der Vermittlung praktischer Fertigkeiten auch Praktika anbieten. Ein aufbauendes Studium zum “Master of Science” ist in Deutschland seit 2019 nach einjähriger Berufserfahrung mit dem Bachelor-Abschluss möglich und für die internationale Anerkennung auch erforderlich.

Im Kompetenzkatalog von Bundesärztekammer (BÄK) und Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) “Physician Assistant – Ein neuer Beruf im deutschen Gesundheitswesen” heißt es:

“Das Studium zum Physician Assistant soll im Rahmen des Berufsbilds zur Übernahme von Tätigkeiten im Rahmen der ärztlichen Delegation befähigen, soweit diese nicht im Einzelfall oder wegen ihres Schwierigkeitsgrades, einer besonderen Gefährdung des Patienten oder auf Grund besonderer Umstände, wie beispielsweise des konkreten Krankheitsverlaufs oder der Unvorhersehbarkeit möglicher Reaktionen, als höchstpersönliche Leistung einer Ärztin oder eines Arztes erbracht werden müssen.”

siehe: “Physician Assistant – Ein neuer Beruf im deutschen Gesundheitswesen”

Tätigkeitsbereiche des Physician Assistant

Für die Tätigkeitsbereiche werden von BÄK und KBV folgende Aufgaben angeführt:

  1. Mitwirkung bei der Erstellung der Diagnose und des Behandlungsplans
  2. Mitwirkung bei komplexen Untersuchungen sowie Durchführung von medizinisch-technischen Tätigkeiten, soweit diese nicht speziellen Berufsgruppen vorbehalten sind
  3. Mitwirkung bei der Ausführung eines Behandlungsplans
  4. Mitwirkung bei Eingriffen
  5. Mitwirkung bei Notfallbehandlungen
  6. Adressatengerechte Kommunikation und Informationsweitergabe
  7. Prozessmanagement und Teamkoordination
  8. Unterstützung bei der Dokumentation

Im Weiteren wird angegeben, dass u.a. auch folgende Aufgaben zum Berufsbild des Physician Assistant gehören:

  • Wundmanagement, Verbandwechsel einschl. Befunddokumentation
  • Management von Drainagen und Stomata an verschiedenen Organsystemen
  • Durchführung einfacher Wundverschlüsse

Studieninhalte

Laut der Website “Gesundheit studieren” umfassen die Studieninhalte unter anderem diese Bereiche:

  • Anatomie, Innere Medizin, Allgemeine Chirurgie, Notfallmedizin
  • Diagnostik, Prävention und Rehabilitation
  • Dokumentation und Qualitätsmanagement
  • Grundlagen der BWL, Medizinrecht, Deutsches Gesundheitswesen, Wissenschaftliches Arbeiten, Projektmanagement, Gesundheits- und Vergütungssysteme
  • Medizinische Praxis von Patientenaufnahmen bis zum OP-Einsatz

Studium abgeschlossen – fit für die Wundversorgung?

Im Kompetenzkatalog von BÄK und KBV wird der Bereich der Wundversorgung zwar explizit benannt, allerdings scheint die Ausbildung an den Hochschulen diesbezüglich nicht einheitlich und kaum ausreichend geregelt zu sein.

So sagt z.B. Alisa, Physician Assistant in der Wirbelsäulenchirurgie, in einem Interview auf der Website “PA Jobs”:

“Lediglich ein wenige Stunden dauernder Nahtkurs sowie ein zweitätiges Seminar durch eine externe Dozentin zum Thema Wundbehandlung wurden angeboten.”

Alisa bei PA Jobs »

und Julian, Physician Assistant in der Notfall- und Intensivmedizin bemängelt u.a.:

“Viele Patienten im chirurgischen Bereich haben nicht nur eine Erkrankung, die chirurgische Intervention benötigt sondern haben weitere Vorerkrankungen. Durch ein größeres Vorwissen würde es einfacher fallen, einschätzen zu können, wie schwer vorerkrankt ein Patient tatsächlich ist.”

Julian bei PA Jobs »

Was verdient ein Physian Assistant?

Dazu werden auf der Website “Studiengang Gesundheitswirtschaft” folgende Angaben gemacht:

“Studieren Sie Arztassistenz bzw. Physician Assistant im Rahmen eines Dualen Studiums, so erhalten Sie während Ihrer Studienzeit bereits ein Ausbildungsgehalt. Dieses Gehalt sollte im ersten Ausbildungsjahr bei ca. 700 € pro Monat liegen, im zweiten bei 740 € und schließlich im dritten und letzten Ausbildungsjahr bei 790 €.

Da der Arztassistent keiner Tarifstufe eindeutig zugeordnet werden kann, variiert das Gehalt. In der Regel liegt es über dem der Pflegekräfte und unter dem der Ärzte. Insgesamt ist, abhängig vom Arbeitgeber, der Arbeitszeit und dem Aufgabengebiet, ein Gehalt zwischen 30.000 und 48.000 € brutto pro Jahr möglich. Ein (brutto) Monatsgehalt von 3.000 € ist als Einstiegsgehalt durchaus realistisch, kann aber – je nach Arbeitsort – auch merklich niedriger sein.”

siehe: Studiengang Gesundheitswirtschaft

Unser Fazit

“Physician Assistant” ist ein interessanter Beruf, der sicherlich seinen Platz in der medizinischen Versorgungslandschaft finden wird. Wenn Wundexperten das Studium zum Assistant Physician absolvieren, könnte der Beruf aufgrund des vielfältigen zusätzlich erworbenen Hintergrundwissens eine echte Bereicherung für die Wundversorgung sein. Das alleinige Studium zum Assistant Physician macht aus Beschäftigten in Gesundheitsfachberufen ohne weitere Fortbildung allerdings keine Wundexperten.