Das Diabetische Fußsyndrom und die Charcot Arthropathie

19.07.2016 | Allgemein

Springfeld in einem Fachgespräch während seines Vortrages

Dr. Springfeld in einem Fachgespräch während seines Vortrages anlässlich der 21. Wundnetzveranstaltung am 15. Juni 2016

90 Teilnehmer der 21. Veranstaltung des Wundnetzes Kiel waren fasziniert von diesem Thema

Dr. Ralph Springfeld (Ärztlicher Direktor der Klinik Dr. Guth Hamburg, leitender Arzt der Fußchirurgie swowie Gründungsmitglied der Gesellschaft für Fußchirurgie) hat sich seit 2005 beruflich dem besonderen Organ „Fuß“ verschrieben. Sein Hauptaufgabengebiet besteht in einer hochspezialisierten Versorgung von schmerzhaften und deformierten Füßen aller Art und Altersgruppen. In einem Referat stellte er mit vielen Fallbeispielen und Analysen anschaulich die Gesamtproblematik der Fußläsionen dar.

Innerhalb der Ursachenforschung unterscheidet Springfeld zwischen einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) und der Diabetischen-Neuro-Osteo-Arthropathie (DNOPA). Beide Krankheitsbilder werden oft von einer Polyneuropathie (PNP) begleitet. Heimtückisch ist, dass Patienten keine Schmerzen spürt. Patienten bemerken also meist weder Fehlbelastung, Druckstellen noch Verletzungen. Als prägenden Satz äußerte Dr. Springfeld:

„Ein Diabetiker ist nicht non-compliance. Wir sind non-compliance!“

In 6 Springfeld-Merksätze für Diagnostik und Behandlung:

  1. Schlecht heilende Wunden bei Diabetikern sind nach 2 Wochen einer Gefäßdiagnostik zuzuführen! (Hinweis auf die S3-Leitlinien zur Diagnostik und Therapie bei pAVK)
  2. Die Diabetische Neuropathie ist nicht selten das erste klinische Zeichen des Diabetes Mellitus (erste Merkmale: trockene Haut, kein Schweiß, kein Geruch)
  3. Die Neuropathie ist die Ursache für eine Vielzahl von negativen Effekten auf die Entstehung und den Verlauf des Diabetischen Fußsyndroms.
  4. Die Neuropathie führt zum Verkleinern der „Körperinsel“. Einen Fuß, der nicht existiert, kann man nicht „nicht belasten“.
  5. Orthesen sind ein integraler Bestandteil des Behandlungskonzeptes beim Charcot-Fuß.
  6. Patienten mit Neuropathie können nicht teilbelasten!

Eindringlich wies Springfeld darauf hin, dass eine regelmäßige, gründliche Kontrolle der Augen- und Nierenfunktion, ein regelmäßiger Gefäßstatus, die optimale Einstellung des Diabetes und der Schutz durch Schuhwerk (Leitlinie I zur Orthopädischen Schuhversorgung, 2007) die wichtigsten Grundvoraussetzungen für eine optimale Behandlung sind. Das setzt natürlich eine enge Zusammenarbeit aller Fachbereiche und Beteiligten (auch der Krankenversicherung) voraus. Sein Appell daher an uns alle:

„Wichtig ist das Netzwerk der gegenseitigen Informationen, damit der Patient optimal behandelt wird.“

Weitere Tipps von Springfeld:

  • Durchführung einer Sehnendurchtrennung immer vom Zeh aus, da die seitlichen Gefäße dadurch erhalten werden können.
  • Bei operativen Eingriffen immer an die Thromboseprophylaxe denken!
  • Darf man beim Ulcus cruris operieren? Ja, man muss, aber immer geht ein Gefäßstatus voran.
  • Für die Erstattung von 2-Schalen-Orthesen als ein sicheres Hilfsmittel sollte als Diagnose „RK 5 Ulzeration“ angegeben werden im Zusammenhang mit einer exakten Foto-Dokumentation.

Download: →Präsentation von Dr. Springfeld “DFS und Charcot”


Impressionen von der 21. Veranstaltung des Wundnetzes Kiel