Durch gezielte Anpassung von biomolekularen Wechselwirkungen konnte ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlern entzündungsfördernde Chemokine effektiv in der Wundauflage binden und so inaktivieren.
Chemokine (Name abgeleitet aus chemotaktische Zytokine) sind kleine Signalproteine, die bei Zellen eine Wanderungsbewegung (Chemotaxis) auslösen. Die meisten Chemokine sind inflammatorische Zytokine: Ihre Produktion wird z.B. durch eine Verletzung, Infektion oder Entzündung ausgelöst. Dann können sie Leukozyten anlocken, aktivieren und steuern. Sie spielen eine wichtige Rolle als Mediatoren bei der Regulation einer gerichteten Leukozytenwanderung und der dadurch ausgelösten Entzündungsprozesse.
Forschung mit Relevanz für bis zu 4 Mio. Patienten und Patientinnen
In Deutschland leiden nach Expertenschätzungen zwischen zwei bis vier Millionen Menschen an schwer zu behandelnden, chronischen Hautwunden. Forscher am Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden e.V. haben erstmals eine Wundauflage entwickelt und getestet, welche die verstärkte Entzündung in chronischen Wunden vermindert und so die Heilung unterstützt. Dabei wurden anti-entzündliche Hydrogele, die Glykosaminoglykane (eine Klasse natürlich vorkommender Kohlenhydrate) enthalten, mit Textilträger kombiniert, um eine einfach anwendbare und klinisch nutzbare Form der Technologie zu realisieren.
Wie in der aktuellen Ausgabe von Advanced Science berichtet, ermöglichte die Behandlung mit der innovativen Wundauflage die Heilung chronischer Hautwunden bei Schweinen.
Die klinische Translation der vielversprechenden Technologie könnte künftig neue Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit Wundheilungsstörungen schaffen. Aktuell werden dazu die Durchführung einer klinischen Studie sowie die Ausgründung eines Technologieunternehmens geplant.
Schirmer, L., Atallah, P., Freudenberg, U., Werner, C., Chemokine-Capturing Wound Contact Layer Rescues Dermal Healing. Adv. Sci. 2021, 8, 2100293. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/advs.202100293
pi Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden e. V., 28.09.2021
Originalpublikation: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/advs.202100293