Neuartige Forschungsergebnisse, die im September 2024 auf dem Kongress der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV) vorgestellt wurden, haben wichtige molekulare Ziele identifiziert, die die Heilung sowohl akuter als auch chronischer Wunden deutlich verbessern könnten. Diese Erkenntnisse stellen einen entscheidenden Fortschritt in der Wundversorgung dar und ebnen den Weg für wirksamere Behandlungsmöglichkeiten und verbesserte Patientenergebnisse.

Die Studie

Forscher führten eine Studie mit Stanzungen gesunder menschlicher Haut durch, die zentrale, partielle Wunden erzeugten. Diese Proben wurden anschließend unter physiologischen oder pathologischen Bedingungen, darunter Hyperglykämie, oxidativer Stress und Hypoxie, kultiviert, um akute bzw. chronische Wunden zu simulieren. Mittels fortschrittlicher vergleichender transkriptomischer Profilierung mit Bulk-RNA-Sequenzierung überwachte das Team die Veränderungen der Genexpression über einen Zeitraum von fünf Tagen.

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigten mehrere kritische Unterschiede in der Genaktivität zwischen akuten und chronischen Wunden. Wichtige mit der Wundheilung verbundene Gene wie KRT6A-C, PTX3, KRT1, KRT10 und COL1A1 sowie Signalwege wie die Wnt-Signalgebung und die Organisation des Aktin-Zytoskeletts wurden bei akuten und chronischen Wunden unterschiedlich reguliert.

Darüber hinaus war die Genexpression bei chronischen Wunden im Vergleich zu akuten Wunden insgesamt herunterreguliert, was darauf schließen lässt, dass wichtige Gene, die für eine wirksame Wundheilung erforderlich sind, unter diesen Bedingungen nicht ausreichend transkribiert werden.

Bemerkenswerterweise war FGF7, ein wichtiger Promotor der Epithelzellproliferation und Gewebereparatur, in chronischen Wunden bis zum 5. Tag signifikant herunterreguliert. Im Gegensatz dazu war MMP10, ein gewebeabbauendes Enzym, während des gesamten Untersuchungszeitraums in chronischen Wunden erhöht.

Um diesen Ungleichgewichten entgegenzuwirken, testeten die Forscher die Effekte des rekombinanten FGF7-Proteins und eines MMP10-neutralisierenden Antikörpers (ÿ-MMP10) auf akute und chronische Wunden in Ex-vivo-Wundmodellen. Die topische Gabe von ÿ-MMP10 führte zu einer signifikanten Verlängerung der Wundzungenlänge, was auf eine verbesserte Heilung akuter Wunden hindeutet. Im Gegensatz dazu zeigte FGF7 allein keinen signifikanten Effekt.

Die kombinierte Anwendung von FGF7 und ÿ-MMP10 verbesserte die Reepithelisierung bei beiden Wundtypen jedoch signifikant.

„Obwohl wir bei der Diskussion synergistischer Effekte vorsichtig sein müssen, zeigen unsere vorläufigen Daten, dass die Kombinationstherapie eine sinnvolle Option zur Behandlung chronischer Wunden sein könnte“, erklärt Dr. Marta Bertolini, Hauptautorin der Studie und Geschäftsführerin der QIMA Monasterium GmbH. „Wir glauben, dass die Gabe von übermäßigem FGF7 die Proliferation und Mobilisierung epidermaler Keratinozyten fördert, die für die Wundheilung entscheidend sind. Gleichzeitig beseitigt die Neutralisierung von MMP10 eine Barriere für die Keratinozytenbewegung und beschleunigt so möglicherweise die Reepithelisierung.“

Die Studie identifizierte außerdem Osteopontin (SPP1) als ein Gen, das an Tag 3 und 5 bei akuten Wunden im Vergleich zu chronischen Wunden signifikant hochreguliert ist. Um diese Erkenntnis zu nutzen, verabreichten die Forscher FOL005, ein von Osteopontin abgeleitetes Peptid, auf experimentell induzierte Wunden ex vivo.

Die Behandlung mit FOL005 verbesserte die Reepithelisierung der Haut sowohl unter physiologischen als auch unter pathologischen Bedingungen deutlich und unterstreicht damit sein Potenzial als wirksame Therapieoption für die Behandlung akuter und chronischer Wunden.

„Wir glauben, dass diese Ergebnisse einen bedeutenden Fortschritt im Verständnis der komplexen Biologie der Wundheilung darstellen“, so Dr. Bertolini abschließend. „Unsere transkriptomischen Daten werden bald verfügbar sein, und wir hoffen, dass sie andere Forscher und die Industrie inspirieren, weitere vielversprechende Ziele zu identifizieren, die Patienten mit diesen schwierigen und oft lähmenden Wunden die dringend benötigte Linderung verschaffen könnten.“

pi European Academy of Dermatology and Venereology | EADV, 26.09.2024