Es gibt Belege dafür, dass es in vielen Bereichen Diskrepanzen in der Wundversorgung gibt, die auf Unterschiede in der Hautfarbe zurückzuführen sind. So wird beispielsweise bei Patienten mit dunkler Haut eher ein Dekubitus höherer Kategorie diagnostiziert (Oozageer Gunowa et al., 2017). Dies ist unter anderem auf eine ungenaue Bewertung zurückzuführen, weil zum Beispiel die anfängliche “Rötung”, die bei heller Haut zu sehen ist, bei dunkler Haut nicht vorhanden sein und somit bei der ersten Bewertung übersehen werden kann. Die Mehrzahl der vorhandenen Literatur zu Hauttönen in der Wundversorgung bezieht sich auf Dekubitus, während für andere Erkrankungen und Wundtypen derzeit ein Mangel an Evidenz festgestellt wurde (Oozageer Gunowa, 2022).

Eine im Jahr 2022 veröffentlichte Literaturrecherche (Oozageer Gunowa, 2022) zeigte Lücken in der Evidenz zu Hauttönen und den Bedarf an weiterer Forschung in diesem Bereich der Patientenversorgung auf. Darüber hinaus besteht in der Wundpflegeausbildung die Notwendigkeit, dunkle Hauttöne in Fallstudien und Fotografien einzubeziehen sowie die Lücke in der Voreingenommenheit gegenüber hellen Hauttönen und das mangelnde Verständnis für die Beurteilung verschiedener Hauttöne zu beseitigen (Dhoonmoon et al., 2021).

Hautveränderungen bei Menschen mit dunklerer Hautfarbe werden auf globaler Ebene nicht schnell genug beachtet, obwohl Menschen mit schwarzer, asiatischer oder brauner Hautfarbe derzeit etwa 80 % der Weltbevölkerung ausmachen (Campbell-Stephens, 2020).

Expertengremium hat ein Konsensdokument erstellt

Im September 2022 hat sich eine Gruppe globaler Experten online getroffen, um diese Lücke zu schließen und ein internationales Konsensdokument zu erarbeiten, das sich auf eine inklusive Sprache, Bewertung und Behandlung aller Hautfarben konzentriert, um die Behandlung der Patienten zu verbessern. Die Mitglieder der Expertengruppe arbeiten in verschiedenen Regionen der Welt, mit unterschiedlichen Patientengruppen und in verschiedenen Gesundheitssystemen. Ziel dieses Treffens und des daraus resultierenden Dokuments war es, aus den gemeinsamen Erfahrungen zu lernen und Leitlinien für bewährte Verfahren zu erstellen, um die Ergebnisse für alle Patienten mit unterschiedlichen Hautfarben zu verbessern.

Das internationale Konsensdokument hat folgende Ziele:

  • Praktische Anleitung zur genauen Beurteilung und Diagnose aller Hautfarben,
  • Anleitung zur Verwendung von Sprache und systematische Klassifizierung, um eine klare Kommunikation mit den Patienten zu ermöglichen,
  • Erörterung verschiedener geografischer und kultureller Aspekte in der ganzen Welt,
  • Mythen in Bezug auf Hautfarben ausräumen,
  • Konzentration auf die Zukunft, den Bedarf an Ausbildung und die Frage, wie die Ergebnisse weiter verbessert werden können.

Insbesondere soll die Zuversicht der Kliniker gestärkt werden, allen Patienten die besten Praktiken zu vermitteln, um so letztendlich, die Behandlung von betroffenen Patienten zu verbessern.

Das Konsensdokument “Wundversorgung und Hautfarbe: Anzeichen, Symptome und Terminologie für alle Hautfarben” liegt in englischer Sprache vor. Es kann hier heruntergeladen werden:


Text frei übersetzt in Anlehnung an einen englischsprachigen Beitrag auf woundsinternational.com