Das Pyoderma gangraenosum ist keine Infektion, sondern eine seltene Autoimmunerkrankung, bei der die Haut vom eigenen Immunsystem angegriffen wird. Die Erkrankung zeichnet sich durch Geschwürbildung auf der Haut und durch Ausbildung von oft großflächigen Hautnekrosen aus. Das Geschwür wird als Ulkus und das großflächige Absterben der Haut als Gangrän bezeichnet.
Meistens handelt es sich nicht um eine eigenständige Erkrankung, sondern um ein Symptom einer anderen zugrunde liegenden Erkrankung wie z.B. einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung, rheumatoider Arthritis, Vaskulitis, chronischer Hepatitis oder auch als Begleiterscheinung einer Leukämie.
Was genau zur Entstehung eines Pyoderma gangraenosum führt, ist bislang nicht abschließend geklärt.
Es heißt im Allgemeinen, dass nur Immunsuppressiva wie Glukokortikoide, Cyclosporin A oder Dapson das Immunsystem ausreichend abschwächen und so zur Remission der Krankheitserscheinungen beitragen können. Tatsächlich führt mitunter aber auch eine Immunsuppression nicht zu einer Besserung.
Fall-Studie: Behandlungsresistentes Pyoderma gangraenosum
Das Fachjournal “Wounds UK” hat sich am 1. November 2023 der Fall-Studie einer 69-jährigen Frau angenommen, bei der sich trotz aller Behandlungsversuche keinerlei Remission einstellen wollte.
Angesichts der Widerspenstigkeit der Krankheit, der quälenden Schmerzen und der Komorbiditäten wurden daher neuartige Behandlungsmethoden in Betracht gezogen. Es wurde beschlossen, zunächst eine Maden-Debridement-Therapie zu testen, gefolgt von einer hyperbaren Sauerstofftherapie (HBOT), um die Wundheilung und Schmerzlinderung zu unterstützen und als Adjuvans für eine weitere immunsuppressive Therapie zu dienen. Über einen Zeitraum von zwei Wochen wurde eine Maden-Debridement-Therapie durchgeführt. Nach diesem Versuch wurde festgestellt, dass sich die Schmerzen der Patientin von 9/10 bei VAS auf 6/10 reduzierten und die Entfernung von nicht lebensfähigem Gewebe erheblich war.
Anschließend wurden 20 HBOT-Sitzungen durchgeführt. Es wurde eine weitere Verringerung des Schmerzniveaus festgestellt, mit einem Rückgang von 6/10 auf 4/10 bei VAS nach HBOT. Es wurde auch eine Wundheilung beobachtet. Der Analgesiebedarf der Patientin verringerte sich und sie begann mit einem physiotherapeutischen Rehabilitationsprogramm. Eine fortlaufende Immunsuppression war erforderlich und es wurde Mycophenolatmofetil eingeführt. Mycophenolatmofetil wurde auf eine therapeutische Dosis hochtitriert, was zu einer Verringerung des gesamten Ulkusumfangs führte.
Um die Abschaltung des Immunprozesses sicherzustellen und das Pyoderma gangraenosum zu behandeln, sei eine kontinuierliche Immunsuppression unerlässlich, heißt es in dem Bericht.
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Daniel Lyons, Karen Eustace, Marie Denham, Sarah Fleming: “Treatment-resistant pyoderma gangrenosum managed with maggot debridement therapy and hyperbaric oxygen therapy: a case study”. Wounds UK, Vol. 19, Issue 94, 01.11.2023
- Beitrag englisch (Original)
- Beitrag deutsch (Google-Übersetzung)
Seit 2020 gibt es eine S1-Leitlinie (also noch keine hohe Evidenz) der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft e.V. (DDG) zum Pyoderma Gangraenosum.